Sehr geehrte Frau Otto,
Sehr geehrte Damen und Herren,

um es gleich vorneweg zu sagen: „Ja, ich habe durch das CI eine neue Lebensqualität erlangt!” Ich habe meinen Beitrag unter diese Aussage von Dr. Mir-Salim gestellt, da mir dieser Satz seit der CI-Implantation und Erstanpassung täglich vor Augen führt, was sich seither in meinem Leben verändert hat. Es sind nicht die spektakulären Veränderungen, wie unerwartetes Sprachverständnis, sondern die Kleinigkeiten, die den Erfolg für mich ausmachen. Bevor ich zu dieser neuen Lebensqualität komme, ein paar Anmerkungen zu meiner CI-Geschichte.

Angefangen hat es mit einem schleichenden Verlust des Sprachverständnisses auf dem hörgerätversorgten rechten Ohr. Auf dem linken Ohr war ich seit Mitte der neunziger Jahre fast taub. Eine Hörgeräteversorgung brachte keinen Nutzen mehr. Meine HNO-Ärztin, Frau Dr. Herrmann, brachte ein CI ins Spiel. Diese Möglichkeit erwähnte vor ein paar Jahren auch mein Hörgeräteakustiker.

Seit dem Frühjahr 2008 befasste ich mich intensiver mit dem Thema CI. Eine Informationsveranstaltung im KOSMOS-Theater versäumte ich leider, aber ich blieb bei der Sache. Ich suchte auf Empfehlung meiner HNO-Ärztin Kontakt zu Dr. Mir-Salim. Schnell bekam ich eine Rückmeldung und einen Gesprächstermin. Das intensive Beratungsgespräch fand in einer entspannten Atmosphäre statt. Alle meine Fragen wurden verständlich erklärt bzw. am Modell erläutert. Der persönliche Kontakt war hergestellt und der Termin zu den erforderlichen Voruntersuchungen vereinbart. Zwischenzeitlich kontaktierte ich Frau Willkomm von der BBCIG und Frau Lang vom CIC. Frau Lang informierte mich in einem ausführlichen Gespräch über die Möglichkeiten eines CI’s und zeigte mir unterschiedliche Geräte, von diversen Herstellern. Geduldig beantwortete sie die aufkommenden Fragen. Natürlich war ich erst einmal überfordert, die Informationsflut musste verarbeitet werden. Am Ende des Gesprächs bot sie an, dass ich jederzeit aufkommende Fragen an sie bzw. an alle Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter des CIC richten kann. Frau Willkomm wies mich auf die Aktivitäten der BBCIG hin und empfahl mir, einfach einmal unbekümmert ein Treffen zu besuchen, um mit CI-Trägerinnen und Trägern in Kontakt zu kommen.

Im September 2008 wurden die Voruntersuchungen hinsichtlich der Implantationsmöglichkeiten im VIVANTES-Krankenhaus Friedrichshain durchgeführt. Die Ergebnisse erläuterte mir Dr. Mir-Salim bei der Befundbesprechung eingehend. Fazit war, dass die gewonnen Erkenntnisse eine Implantation ermöglichten. Abschließend sagte er den prägenden Satz: Sollten sie sich für eine Implantation entschließen, dann werden sie eine neue Lebensqualität erlangen!“ Die Entscheidung lag nun in meiner Hand. Nach einigen Tagen der Abwägung, was hatte ich zu verlieren, entschied ich mich für ein CI. Von da an ging alles ganz schnell. Die Implantation fand im Dezember 2008 statt.

Die Operation und die Nachsorge verliefen problemlos. Vier Wochen später im Januar 2009 war die Erstanpassung des Sprachprozessors im CIC. Ich war merklich nervös, ja angespannt, weil ich nicht wusste was jetzt kommt. Frau Lang und Herr Berger nahmen mich in ihre Obhut. Sie merkten natürlich, wie es um mich bestellt war.

Nach den technischen Grundeinstellung des Sprachprozessors kam es zur Anpassung. Ich wurde auf alles Mögliche hingewiesen, Gutes und Schlechtes, was jetzt kommen könnte. Ja was kam, ich hörte einen Zischlaut von Herrn Berger! Dabei drehte ich mich in die Richtung, aus der der Laut kam. Im ersten Moment konnte ich mein gezeigtes Verhalten gar nicht einordnen. Mein Verhalten war dies, eines gut Hörenden! Für mich begann mit diesem Tag ein neues Zeitalter!!! Seither bin regelmäßig zur ambulanten Reha im CIC.

Die Fürsorge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat in keiner Weise nachgelassen. Noch immer bekomme ich alle Fragen mit einer Engelsgeduld beantwortet, auch die kritischen. Zwischenzeitlich wurden diverse Hörtests (u.a. Sprachverständnis) durchgeführt. Für Normalhörende simple Tests, aber für mich unheimlich wichtig. Das erste Mal seit Jahrzehnten einen kurzen Satz wahrnehmen und nachsprechen können, dass war ein sehr emotionaler Moment.

Im Alltag fallen mir die Erfolge des Sprachverständnisses nicht so vordergründig auf. Auffallend sind die Wesensveränderung, der Gewinn an Lebensqualität, so wie es Dr. Mir-Salim prognostiziert hatte. Ich bin ausgeglichener, wirke entspannter, habe weniger Hörstress und gehe wieder unter Menschen. Mich belastet ein großer Gesprächskreis oder unterschiedlichste Geräuschkulissen nicht mehr so stark wie früher. Musik ist nicht nur Krach, sondern etwas melodisches. Mein privates und berufliches Umfeld zeigt sich oft überrascht von meinem Verhalten, äußert sich positiv und nimmt Anteil an dem Gewinn der Lebensqualität.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich irrationale Ziele setzen und sich dadurch einen neuen Druck aussetzen. Druck hatte ich über Jahrzehnte genügend. Ich wollte alles verstehen, obwohl ich es nicht konnte. Die Folgen waren Stress, ständige An- und Verspannung und ein stetiges leises Zurückziehen. Zielsetzungen von außen, Veröffentlichungen im Internet, in Büchern oder von CI-Trägern haben mich einmal aus der Spur gebracht, dies wird hoffentlich nicht mehr geschehen. Ich habe erkannt, dass jeder CI-Träger seine eigene Geschichte hat und daher mit niemanden direkt zu vergleichen ist. Mir zu Nutzen kommt, dass vielfältige Angebot (u.a. Kommunikationstraining, Workshop zur Bewältigung des Hörstress, CI-Treff) welches seitens des CIC und der BBCIG angeboten wird. Man trifft immer auf engagierte Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Ehrenamtliche und Gleichgesinnte! Die Institution CIC ist für alle Betroffene ein Dienstleister dessen Arbeit und Fürsorge nicht bei bei den technischen Einstellung endet. Dafür sei hier Dank gesagt.

Abschließen möchte ich meine Ausführung mit einer Aussage meiner Frau, die seit 30 Jahren mein (Hör)Leben mit allen Höhen und Tiefen mitträgt: „Nicht nur deine Lebensqualität hat sich verbessert, sondern auch meine!“ Diesen positiven Aspekt möchte ich nicht unbeachtet und unerwähnt lassen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Autor: Alfred Frieß